Sommersonnenwende
Die Nacht vom 21. auf den 22. Brachet (Juni) ist die kürzeste des Jahres und markiert den Beginn des Sommers. Diese Zeit nennt man Sommersonnwende, oder in den skandinavischen Ländern Mittsommer. Ab diesem Zeitpunkt werden die Tage auf der Nordhalbkugel wieder kürzer und erreichen dann mit der Nacht am 21. Julmond (Dezember) den erneuten Wendepunkt.
Im Mythos markiert die Sonnenwende einen Höhen- und Wendepunkt. Die germanische Sage weiß z.B. von Siegfried zu berichten, der von Hagen zur Sonnenwende getötet wird. Siegfried ist der strahlende Held, der unüberwindlich scheint. Mit der Sonnenwende verliert er seine Macht. Damit ist aber nicht der Tod für immer gemeint, vielmehr darf auf eine Wiederkehr gehofft werden.
Am Abend der Sommersonnwende werden vielerorts Feuer entzündet, die dem Sommer und der Sonne, die nun ihren höchsten Stand erreicht hat, gewidmet sind. Solche Feste wurden in Europa von Germanen, Kelten und Slawen gefeiert. Die Bräuche der Sommersonnwende gehören mit zum ältesten überlieferten Brauchtum unseres Volkes. Wie bei allen indogermanischen Völkern war auch bei den Germanen der Lauf des Jahres bestimmend für Arbeit und auch für die Feierlichkeiten.
Bei den Germanen und den Kelten lagen die bedeutendsten Feste in unmittelbarer Nähe der Tag- und Nachtgleiche sowie der beiden Sonnenwenden. Alle Jahreslauffeste sind von den gleichen Sinnbildern begleitet: Feuer, Lebensbaum und Lebenswasser, obwohl die Natur zu den verschiedenen Jahreszeiten ein völlig unterschiedliches Bild bietet.
Vor allem die Feuerbräuche haben sich zur Sonnenwende erhalten, während das Lebensbaum-Brauchtum oft mit den Frühlingsbräuchen verschmilzt und sich noch heute im feierlich geschmückten Maibaum wiederfindet. Hängt man beim Maibaum die Kränze immer waagrecht, so findet man ihn zur Sonnwendzeit oft senkrecht befestigt, sei es bei den schwedischen Mittsommerstangen, dem Mimosquost in Schleswig oder dem Questenbaum im Harz und in Thüringen.
Meist werden diese geschmückten Stämme in die Mitte der kunstvoll aufgebauten Feuerstöße gestellt und wie oft der Maibaum umtanzt wird, geschieht dies auch mit dem Sonnwendfeuer.
Auch Feuerräder kennt man zur Sonnwendzeit in vielen Orten, vor allem in West- und Süddeutschland. Es sind große, hölzerne Räder, die mit Stroh umwickelt sind und brennend von Höhen ins Tal gerollt werden. In manchen Gegenden werden kleinere hölzerne Scheiben brennend ins Tal geschleudert.
Aber überall ist der Glaube verbreitet, daß das heilige Feuer zur Sommersonnwende Segen bringe. Sei es für die Felder und Weiden oder auch für den Mensch. Deshalb springt man auch über das sich zu Ende neigende Feuer, Jungens und Mädels zusammen, um eines glücklichen gemeinsamen Lebens willen.
Aber auch Quellen und Flüsse waren für unsere Vorfahren verehrungswürdige Stellen, wohl in Erinnerung an den Urdbrunnen, aus dem alles Leben stammt. In vielen Gegenden werden heute noch Brunnen zur Festzeit geschmückt. In Süddeutschland gibt es den Brauch zur Sonnenwende brennende Lichter die Bäche und Flüsse hinabschwimmen zu lassen.
Diese Tradition hat das eindringende Christentum über Jahrhunderte lang versucht auszutreiben, und dann, als dies trotz strenger Bestrafungen nicht gelang, wurden diese Bräuche mit einem verfälschten christlichen Sinn übernommen. Deshalb sind viele Feuer zu dieser Zeit unter der Bezeichnung „Johannesfeuer“ bekannt, die Johannes dem Täufer geweiht sind.
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